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15. Stuttgarter Controller-Forum

Kurzbericht über eine Veranstaltung der Horváth AG, September 2001


Autor

Prof. Dr. Bernd W. Müller-Hedrich

Hochschule für öffentliche Verwaltung und Finanzen - FH Ludwigsburg


Der erste Schwerpunkt der Veranstaltung war den „neuen Wegen zur strategischen Steuerung" von Unternehmungen gewidmet und zeigte Wege und Konzepte zu einer erfolgreichen Strategieumsetzung auf. Nach einem Einführungsreferat über Wertsteigerungs-Management (WM) von Prof. Dr. D. Hahn, Uni Gießen, folgte hierzu eine Reihe von Beiträgen von Referenten aus der Unternehmenspraxis (z. B. Robert Bosch GmbH, Deutsche Bank 24 AG, debitel AG, Boehringer Ingelheim GmbH, UBS Schweiz und AUDI AG). Dabei wurde deutlich, dass es sich bei dem WM um ein streng kapitalmarktorientiertes universelles Führungskonzept handelt, zu dessen Umsetzung insbesondere auf ein mehrstufiges Balanced Scorecard- (BSC-)Konzept zurückgegriffen wird.

Das Highlight der Veranstaltung war zweifelsohne der Vortrag über „Building a Strategy-Focused Organization" von Prof. Robert S. Kaplan, Harvard Business School, der per Video-Konferenz aus Boston, Mass., zugeschaltet war. Anhand von vielen Beispielen aus der Beratungspraxis betonte der Nestor der modernen Führungslehre die zentrale Bedeutung der Ausrichtung des gesamten Unternehmens, nicht nur der Führungscrew, an der Strategie und stellte in diesem Zusammenhang sein neues Instrument, die Strategy Map, näher vor. Im Kern geht es hierbei um die Modellierung einer logischen Struktur, welche die Strategie durch eine Spezifizierung der Beziehungen insbesondere zwischen Shareholdern, Kunden, Geschäftsprozessen und Kompetenzen beschreibt. Strategy Maps kommunizieren deutlich die erwünschten Ergebnisse und die ihnen zugrunde liegenden Hypothesen und bilden eine unverzichtbare Basis für die Generierung einer praktikablen BSC und einer strategiefokussierten Organisation. Zur praktischen Umsetzung der strategischen Ausrichtung von Organisationen präsentierte Kaplan – auf der Basis von einschlägigen empirischen Studien und anhand von vielen Beispielen aus der eigenen Consultingpraxis – „a set of five principles":

1) Mobilize Change through Executive Leadership (Mobilization, Governance Process, Strategic Management),
2) Translate Strategy into Operational Terms (Strategy Maps, BSC),
3) Align the Organization to the Strategy (Corporate Role, Business Unit Synergies, Support Unit Synergies),
4) Make Strategy Everyone`s Everyday Job (Strategic Awareness, Personal Sorecard, Balanced Paychecks),
5) Make Strategy a Continual Process (Link Budgets & Strategy, Strategic Learning, Analytics & Information Systems).

Der zweite Schwerpunkt der Veranstaltung befasste sich mit der Thematik „Strategien in der Verwaltungspraxis erfolgreich umsetzen". Die Referenten machten anhand von Praxisberichten (z. B. Einführungsstrategien neuer Steuerungsinstrumente in Sachsen und Baden-Württemberg, Strategische Steuerung von Hochschulen und sonstigen Forschungseinrichtungen) deutlich, dass das Neue Steuerungsmodell (NSM), das in seiner klassischen Ausprägung operativ ausgerichtet war, an klaren und eindeutigen Strategien auszurichten bzw. weiterzuentwickeln ist. Diese Notwendigkeit ist zwar bislang in der Wissenschaftsdiskussion über Public Management (PM) erkannt, von der Praxis jedoch weitgehend vernachlässigt worden.

Im Mittelpunkt des Interesses standen die Referate von Thomas Bögelein (Finanzministerium BW) und Ralph Becker (Horváth AG) zur konzeptionellen Vorgehensweise sowie zum betriebswirtschaftlichen Konzept der Einführung neuer Steuerungsinstrumente (NSI) in der Landesverwaltung Baden-Württemberg. Das Vorhaben strebt eine an Zielen und Ergebnissen orientierte Verwaltungssteuerung an. Hierzu sollen die bestehenden Elemente der Finanzsteuerung um Kosten- und Leistungsinformationen sowie um ein mehrspektivisches Führungsinformationssystem erweitert werden. Mittels einer ehrgeizigen Projektplanung und –steuerung wollen die mit der Konzeption und Implementierung beauftragten Unternehmensberatungen - T-Systems insbesondere in Kooperation mit der Horváth AG (für den betriebswirtschaftlichen Bereich) und mit SAP (für den Softwarebereich) – schon im April 2004 die landesweite Betriebsphase starten. Die Teilprojekte des Vorhabens umfassen vor allem Mobilisierung und Veränderungsmanagement, Schulung, Konzeption Controllingsystem und –organisation, Konzeption Rechnungswesen (R3 SAP und Erstellung des SAP-Mastersystems), Rollout/Implementierung sowie NSI Competence Center. Zweifelsohne ist mit diesem Projekt (geschätztes Volumen ca. 700 Mio. DM) ein in der Geschichte der deutschen Verwaltungsreform herausragendes Vorhaben gestartet worden. Leider ließ die zeitliche Planung der Veranstaltung keine große Diskussion über die realistische Einschätzung der Chancen und Risiken dieses Vorhabens zu, so dass sich die Frage ob und inwieweit der angestrebte „Kulturwandel" in der Landesverwaltung flächendeckend gelingen kann, (nach Meinung des Berichterstatters) zum gegenwärtigen Zeitpunkt angesichts der vielen politischen, rechtlichen, administrativen, personellen und nicht zuletzt methodischen Barrieren und Restriktionen nicht beurteilen lässt.

Weitere Info:
Die Vorträge der Veranstaltung finden Sie in: Péter Horváth (Hrsg.): Strategien erfolgreich umsetzen, Stuttgart 2001 (Schäffer/Poeschel Verlag). - bestellen